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Umgekehrt sind wir uns auch der unsere Geschäftstätigkeit beeinflussenden Risiken bewusst und streben danach,
diesen weitgehend entgegenzuwirken. Betrachtet man die Risiken in Zusammenhang mit der Umwelt, so
muss man auch die negativen Auswirkungen der Klimaerwärmung berücksichtigen. Die Folgen für Tourismus,
Land- und Forstwirtschaft und Gesundheit gehören hier ebenso dazu wie die durch vermehrt auftretende Naturkatastrophen
verursachte Schäden, welche unmittelbar zur Zerstörung oder Wertminderung eigener oder von
uns finanzierter Assets beitragen. Andererseits können auch durch verschärfte Umweltschutzauflagen und -gesetze
getätigte Investments weniger rentabel oder gar unrentabel werden. Weiters ist damit zu rechnen, dass der
Markt diverse Entwicklungen der Zukunft vorwegnimmt. Der Rückzug zahlreicher Investoren aus dem Bereich der
fossilen Energie, insbesondere Kohle und kohlenstoffabhängigen Branchen, ist ein Indiz dafür, dass mittelfristig
mit der Abwertung diesbezüglichen Anlagevermögens unserer Kunden oder Investees zu rechnen ist („Carbon
Bubble“).
Hinsichtlich der gesellschaftlichen/sozialen Risiken können in hohem Ausmaß schlechte Arbeitsbedingungen,
Gesundheitsgefährdung und Verfehlungen bei der Einhaltung der Menschrechte in Zusammenhang mit von uns
getätigten Finanzierungen oder Investments eine Rolle spielen. Wir sind bestrebt, in keiner Weise an Menschenrechtsverletzungen
mitschuldig zu sein oder damit in Verbindung gebracht zu werden. Wir trachten danach, diese
auch im Rahmen unseres Einflussbereiches und unserer Möglichkeiten zu verhindern. Neben unserem intrinsischen
Interesse, diese zu vermeiden, ist es auch in unserem wirtschaftlichen Interesse, der Gefahr von Streiks,
Personalabwanderung, verhängten Strafen durch Behörden oder Entschädigungszahlungen bei unseren Kunden
vorzubeugen.
Diese Risiken gemeinsam mit den klassischen wirtschaftlichen Risiken zeitgerecht zu identifizieren, ist Grundvoraussetzung
für eine proaktive Gegensteuerung beziehungsweise Risikominimierung (siehe „Kreditpolitik und Kreditentscheidungsprozess“
ab Seite 50). Doch wir unterziehen auch unsere Entwicklungschancen einer ständigen
Analyse. Die RBI sieht Nachhaltigkeit per se als Chance – sowohl für ihre eigene Unternehmenstätigkeit als auch
für ihre Stakeholder. Die Aufmerksamkeit für Umwelt- und gesellschaftliche Themen ist gestiegen, was sich nicht
zuletzt in einer verstärkten Nachfrage nach fairen und biologischen Produkten niederschlägt. Insbesondere der
Markt für nachhaltige Finanzanlagen ist in den letzten Jahren stark gewachsen und wird vermutlich weiter wachsen.
Hier gilt es mittlerweile nicht nur, die Chance für vermehrtes Geschäft zu nutzen und neue Kunden zu gewinnen,
sondern bereits das Risiko, Geschäft an nachhaltigere Anbieter zu verlieren, zu minimieren. Das hat dazu
geführt, dass der Finanzsektor „grüner“ geworden ist. Ebenso sehen wir, dass auch die Entwicklung neuer nachhaltiger
Technologien mittelfristig neue Geschäftsfelder eröffnen kann.
Geschäftsstrategie
Die RBI ist eine führende Universalbank in der Region CEE und in Österreich, ihre Geschäftsstrategie ist auf
Nachhaltigkeit und Langfristigkeit ausgerichtet. Ihre Geschäftsaktivitäten umfassen das Kommerzkundengeschäft,
Finanzdienstleistungen für Privatkunden in CEE sowie das Geschäft mit Banken und anderen institutionellen Kunden.
Die Herausforderungen für das Geschäftsmodell der RBI werden weiterhin von aufsichtsrechtlichen Auflagen,
bankenspezifischen Abgaben, politisch motivierten Marktinterventionen, dem nach wie vor andauernden
Niedrigzinsumfeld sowie technologischen Entwicklungen und neuen Wettbewerbern geprägt sein. Um diesen
Herausforderungen erfolgreich begegnen zu können, setzte die RBI ein Transformationsprogramm um. Nach der
Verschmelzung von RBI AG und RZB AG im März 2017 liegt der strategische Fokus für die nächsten Jahre auf
Wachstum in den vielversprechendsten Märkten. Dabei wird die RBI weiterhin auf die Region CEE fokussieren,
die strukturell höhere Wachstumsraten als Westeuropa bietet und damit ein attraktiveres Zins- und Ertragsniveau
aufweist. Ergänzt um führende Spezialinstitute in Österreich – insbesondere Bausparkasse, Vermögensverwaltung
und Pensionskasse – profitiert die RBI dabei von der Stabilität der inländischen Geschäftsfelder. Damit ergibt
sich in Summe ein ausgewogenes, attraktives Geschäftsportfolio.
Raiffeisen Bank International | Nachhaltigkeitsbericht 2017